Ich tue mich sehr schwer mit Weisheiten, denn Trauer ist so etwas Individuelles. Wir Menschen tendieren immer dazu anderen in Notsituationen mit gut gemeinten Ratschlägen helfen zu wollen. Und nicht selten kann das sehr nach hinten losgehen. Ich hab im letzten Jahr so viele Ratschläge bekommen und ganz oft haben sie mich eher aufgewühlt als aufgefangen. Vor allem dann, wenn ich grad versucht hatte mich zu öffnen und mein Herz auszuschütten. Erst letzte Woche (meine erste Arbeitswoche seit dem Mutterschaftsurlaub) habe ich versucht meinem Chef zu erklären, dass mich der Start sehr aufwühlt und es mir nicht so gut geht. Sein Rat an mich: “Du hast jetzt zwei gesunde Kinder und einen Job. Du hast mehr als viele andere sich wünschen. Jetzt hab Spass und geniesse die Zeit.” Ich weiss immer noch nicht was ich dazu sagen soll und lasse es daher unkommentiert. Ich habe oft gehört ich solle dankbar sein, nach vorne schauen oder der Klassiker, ich kann doch wieder schwanger werden. Selbst mein Psychologe riet mir kürzlich “abzuschliessen”, so dass meine beiden lebenden Kinder meine volle Energie haben können. Wie könnte ich jemals abschliessen? Ich würde sagen: “Thema total verfehlt” und das von jemanden, der dafür bezahlt wird zuzuhören. Denn letztendlich geht es genau darum: Zuhören. Mehr brauchen trauernde Menschen nicht. Wir brauchen Menschen deren “Wie geht es dir?” absolut ernst gemeint ist. Die ihr Herz und ihre Arme für uns öffnen. Die aushalten können, wenn wir sagen wie es uns wirklich geht. Die unseren Schmerz ein Stück weit mittragen. Die geduldig unser Auf und Ab ertragen und einfach weiter zuhören, auch wenn wir uns immer wieder wiederholen. Mehr braucht es nicht. Wenn sich dann noch jemand die wichtigen Daten aus dem kurzen Leben unserer Kinder merkt und sich nicht scheut ihre Namen zu benutzen, dann wird unsere Welt ein klein wenig wärmer und heller.
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