Wie alles begann
Ganz heimlich, still und leise hatte sich unser Sternenkind Lennis bei uns eingeschlichen. Ich hatte nicht damit gerechnet direkt nach Absetzen der Pille und ein paar Tage vor Eisprung schwanger zu werden. Aber der kleine Mann hatte sich wacker seinen Weg gebahnt und es sich in meinem Bauch bequem gemacht. So durfte ich am 1. September 2016 positiv testen. So überrascht wie wir waren, so sehr haben wir uns auch über ein Geschwisterchen für Finnley gefreut.
Schwangerschaft und Geburt
Die Schwangerschaft verlief relativ problemlos. So problemlos wie es mit einem Kleinkind an der Hand gehen kann… Bis auf Rückenschmerzen und vorzeitigen Wehen, die wir durch Ruhe in den Griff bekommen haben, lief alles super. Jeder Ultraschall, jedes CTG war unauffällig und wir freuten uns sehr auf unseren zweiten Sohn. Da Finnley schon knapp 3 Wochen zu früh kam, rechnete ich diesmal auch mit einer vorzeitigen Erlösung von meiner dicken Kugel. Aber unser Sternenkind Lennis schien es auf eine Punktlandung abgesehen zu haben – Mitternacht, pünktlich zum Geburtstermin, verspürte ich die erste Wehe. Im Spital mit unserer Hebamme war es wunderschön und entspannt. Die Eröffnungsphase haben wir Dank Hypnobirthing sehr gut gemeistert und ich durfte für die Presswehen ins Wasser. Ich war meiner Traumgeburt so nahe…
Leider kam unser Kleiner einfach nicht runter. Es schien als wolle er nicht raus. Hatte er vielleicht gewusst, dass er da draussen nicht überleben würde? Als seine Herztöne abfielen, wurde ich sofort in den OP gebracht und bekam einen Notkaiserschnitt unter Vollnarkose. Was in seinen kurzen drei Stunden auf dieser Erde geschehen ist, weiss ich nur vom Erzählen. Meine erste bewusste Erinnerung ist erst, als sie ihn ins Kinderspital transportieren wollten und ich urplötzlich aus dem Raum geschoben wurde. Lennis’ Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen, genau in dem Moment, in dem ich wach wurde. Ganze 50 Minuten haben die Ärzte um sein Leben gekämpft, aber er war schon zu den Engeln geflogen. Wir vermissen ihn unglaublich und können es bis heute nicht fassen.

Sternenkind Lennis Riley kurz nach dem Notkaiserschnitt
Was wir bis heute wissen
Ganz ehrlich? Nicht viel. Nach Lennis´ plötzlichen und unerklärlichen Versterben wurde von der Kinderärztin ein Verfahren wegen aussergewöhnlichem Todesfall eingeleitet. Am gleichen Tag kam noch die Polizei ins Spital und befragte alle Beteiligten, einschliesslich uns. Die Staatsanwaltschaft ermittelte lange. Es hat 1,5 Jahre gedauert bis wir endlich den Autopsiebericht in den Händen hielten. Aber so richtig klar ist es am Ende nicht. Laut Bericht war Lennis schon über einen längeren Zeitraum stark unterversorgt gewesen. Dass er lebend auf die Welt gekommen ist, grenzt wohl an ein Wunder. Sein Hirn und sein Herz waren schon stark geschädigt. Er hatte einfach keine Chance. Für die behandelnde Neonatologin ist der Bericht sehr klar. Für meine Gynäkologin und meine Hebamme eher nicht. Ein so stark unterversorgtes Kind wüde man laut ihnen im CTG sehen. Spätestens unter Wehen, zeigen solche Kinder starke Stresssymptome. Lennis´ CTG war immer gut. Erst ganz am Ende, als die Presswehen erfolglos waren, sah man es im CTG.
Es ist also bis heute nicht ganz klar und es hat lange gedauert das zu akzeptieren. Erst eine Sitzung mit einem ganz lieben Medium, hat mir Erlösung gebracht. Denn dort “sagte” Lennis als allererstes, dass ich aufhören solle zu suchen. Es war SEIN Weg. Niemand hat Schuld. Schon komisch, dass uns Kinder am Ende nur unsere Sternenkinder die wirkliche “Absolution” geben können.
Lest hier von unserer Zeit im Paracelsus Spital.